Für ein humanistisches Europa anstelle des Transhumanismus
Die Geschichte Europas und seiner einzelnen Länder ist extrem ambivalent. Auf der einen Seite hat Europa große zivilisatorische Leistungen hervorgebracht, auf der anderen Seite aber auch die Kreuzzüge, den Imperialismus und zwei furchtbare Weltkriege. Beides, das Positive und das Negative, ist miteinander verwoben. Diese Verbindung ist entscheidend für die Selbstwahrnehmung Europas, die wiederum maßgeblich für seine Zukunft ist.
Beginnen wir mit der positiven Seite der europäischen Kulturgeschichte. Zweifellos wäre ohne Europa die Entwicklung der Wissenschaften wohl erst Jahrhunderte später erfolgt – und damit auch der durch sie ermöglichte technische und medizinische Fortschritt. Mit der Wissenschaft eng verwoben sind die Prinzipien der Aufklärung und damit auch die großen philosophischen Leistungen der europäischen Neuzeit, die von Giordano Bruno über Kant, Hegel und Marx bis hin zu Adorno, Arendt und Agamben reichen, um nur einige Namen zu nennen. Schließlich hat Europa auch politische Revolutionen hervorgebracht, die wiederum zur Basis revolutionärer politischer Werte geworden sind, nämlich republikanischer und demokratischer Überzeugungen, die bis heute tief in den europäischen Gesellschaften verankert sind. Zuguter Letzt müssen in dieser Reihe auch die europäischen Künste genannt werden, die großen Leistungen Europas in den Bereichen Musik, Literatur, Malerei, Bildende Kunst und Architektur. Sie vor allem werden dasjenige sein, was langfristig von Europa erinnert werden wird. Denn die Künste in Europa sind etwas Besonderes, worauf wir noch zurückkommen werden.
Der positiven Seite der europäischen Geschichte steht eine negative Seite gegenüber. Es war Europa, das vor ca. 500 Jahren in Gestalt der portugiesischen und spanischen Expansion begann, auf die übrige Welt auszugreifen; ein Vorgang, der später vom französischen, niederländischen und britischen Kolonialismus wiederholt wurde, um nur die größten Akteure zu benennen. Im Zuge dieser Expansion kam es zu Genoziden und Versklavungen breiter Bevölkerungsschichten, wobei oft ein einseitig verstandenes Christentum als Ideologie herhalten musste, um das gewaltsame Vorgehen zu rechtfertigen. Blickt man heute von außen auf Europa, so scheint diese imperiale Expansion zum Wesenskern des Kontinents zu gehören. Europa wird in der nicht-westlichen Welt als eine Kultur wahrgenommen, die für sich die Einsicht in eine universell gültige Wahrheit in Anspruch nimmt. In diesem oft fanatischen Glauben an die eigene Legitimation fanden die Kreuzzüge des Mittelalters statt, später erlaubte dieselbe Überzeugung die missionarische, wirtschaftliche und militärische Expansion europäischer Mächte in Lateinamerika, Afrika, Asien und Australien. Nach dem Bedeutungsverlust des Christentums setzte sich der gleiche Anspruch im neuen Gewand fort: Nun ging es um die Werte der Aufklärung oder, im Falle der USA, um die Verbreitung von Demokratie und Menschenrechten. Einen traurigen Höhepunkt erlebten die Gewaltexzesse der europäischen Kultur in den beiden Weltkriegen.
Europa hat aus diesen Erfahrungen ein Trauma zurückbehalten, das bis heute nicht richtig aufgearbeitet worden ist. Das Resultat ist eine massive Unsicherheit Europas sich selbst gegenüber. Diese geht so weit, dass heute sogar eine Erinnerung an die positiven Seiten der europäischen Kultur – etwa an das humanistische Bildungsideal, die italienische Renaissance oder die deutsche Klassik – in den Ohren vieler Menschen fragwürdig klingt. Beispielhaft dafür steht die Tilgung eines Zitats des griechischen Politikers Perikles, eines Gründungsvaters der antiken Demokratie, das einem frühen Entwurf der 2005 zur Abstimmung gestellten EU-Verfassung als Leitspruch vorangestellt worden war: Weil das Lebenswerk des antiken Staatsmannes den heutigen Ansprüchen nach politischer Korrektheit nicht mehr entsprach, musste es bei einem Ministertreffen am 15. Juni 2004 wieder entfernt werden.[1]
Diese Reaktion steht symptomatisch für einen neurotischen Umgang mit dem erlittenen Trauma. Politische Korrektheit gleicht einem Ritual, mit dem man sich glaubt reinwaschen zu können, während dabei die eigene Geschichte überhaupt nicht verstanden, sondern nur distanziert wird. Diese Distanzierung ohne Reflexion und ohne echte Aufarbeitung hat die Entwicklung der Europäischen Union auf verschiedensten Ebenen negativ beeinflusst. So ist die bisherige Einigung der EU faktisch nur über Verträge hergestellt worden, auf technokratischem Wege, während man auf demokratische Strukturen, Rechtsgleichheit der EU-Bürger, lebendige politische Prozesse und eine EU-weite Öffentlichkeit verzichtet hat. Als Sinnbild für mangelnde Lebendigkeit und den fehlenden Geist in der heutigen EU kann auch die Gestaltung der Euro-Banknoten herangezogen werden: Diese haben die außerordentlich reiche Architekturgeschichte Europas einfach übergangen und bilden stattdessen nur Fantasiegebäude ab. Alles, was die Europäische Union mit Geist, Kultur, Leben und historischer Identität hätte füllen können, ist verbannt worden. Es scheint fast so, als ob man fürchtet, dass mit der Rückkehr des europäischen Geistes und seiner Lebendigkeit auch die erlittenen Verletzungen und die Erinnerung an eigene Schuld wieder aufbrechen könnten.
In unserer Gegenwart führt dieses formal zwar fortgesetzte, letztlich aber blockierte Leben der EU zu einem sonderbaren Verhalten gegenüber der eigenen Zukunft. Die Europäische Union wird spätestens seit Beginn der Eurokrise in einer Art und Weise regiert, als ob die Verantwortlichen sich unbewusst den Untergang der EU wünschten. Es scheint fast so, als ob ein geheimer Todestrieb die Europäische Union erfasst habe. Praktisch drückt sich dies darin aus, dass die Europäische Union die Verantwortung für ihre eigene Existenz an einen Akteur außerhalb ihres Einflussbereiches abgegeben hat, den sie nicht kontrolliert, ja noch nicht einmal bewertet. Der berühmte Satz „Fuck the EU!“ der Staatssekretärin Victoria Nuland aus dem US-Außenministerium ist hierfür ein sprechendes Beispiel. Während des von der EU und den USA gemeinsam organisierten Putsches in Kiew im Januar/Februar 2014 konnten diese Worte in einem abgehörten und veröffentlichten Telefonat ausgesprochen werden, ohne dass dies Konsequenzen für das amerikanisch-europäische Verhältnis gehabt hätte. Dieser Vorgang markierte wohl den Moment, ab dem die EU auf jeglichen eigenen Politikansatz verzichtete. Seither hat sich Brüssel zur Gänze den geostrategischen Großraumplanungen Washingtons untergeordnet. Die EU betreibt heute nicht länger eine mit Washington abgestimmte Politik, die EU-Politik wird nun vielmehr in Washington direkt geschrieben, ein Umstand, der bei den letzten Besuchen des deutschen Bundeskanzlers in den USA auf fast schon peinliche Weise sichtbar geworden ist.
Nun ist dieser fremde Akteur, der die EU regiert, nicht nur auf einem anderen Kontinent ansässig, nein, er hat auch ganz andere Interessen als die Europäer. Die USA begreifen sich als Seemacht und wünschen sich die Kontrolle der Gegenküste. Europa ist für sie der Brückenkopf auf dem eurasischen Kontinent, dessen Wirtschaftsbeziehungen nach Osten sie kontrollieren und regulieren möchten, damit Europa sich nicht emanzipiert. Um auf „ihrem“ europäischen Brückenkopf militärisch präsent sein zu können, bedürfen die USA eines glaubhaften Feindbildes und damit konstanter geopolitische Spannungen. Das Letzte, woran Washington Interesse hat, wäre ein dauerhafter Frieden in Europa. Im Gegenteil, die USA haben sogar ein großes Interesse an einem möglichst lange fortgesetzten latenten Kriegszustand im östlichen Europa, nicht zuletzt auch deshalb, weil ein solcher die von China geplante Seidenstraße unterbrechen würde, die die USA mindestens genauso fürchten wie ein emanzipiertes Europa.
All dies ist in Brüssel natürlich bekannt, all dies weiß man genauso in Berlin, Paris und Rom. Und doch hat sich Europa diesem von Partikularinteressen getriebenen Akteur, der keine tiefere Verantwortung für die Geschichte Europas kennt und fühlt, unterworfen. Wie konnte es dazu kommen? Geschah dies möglicherweise auch aus einem psychologischen Zwang heraus, steht dahinter vielleicht das oben bereits erwähnte historische Trauma der beiden Weltkriege? Sind die Eliten der EU etwa von der Vorstellung bestimmt, dass Europa sich von seiner Schuld reinwaschen könne, wenn es seine Souveränität an die USA abtritt?
Es ist allgemein bekannt, dass auch die USA nicht unschuldig sind. Auch bzw. gerade sie sind Erben des europäischen Imperialismus, nehmen für sich eine universelle Wahrheit in Anspruch und haben sich mittels des daraus abgeleiteten Sendungsbewusstseins in die innenpolitischen Prozesse unzähliger Länder Lateinamerikas, Afrikas und Asiens eingemischt. Gerade die USA stehen heute für die ununterbrochene Fortsetzung des europäischen Imperialismus. Und doch glaubt zumindest die politische Klasse der EU auf einer unbewussten Ebene das Gegenteil, nämlich dass Europa der tragischen Seite seiner Geschichte entkommen könnte, sofern es eine möglichst enge Anlehnung an den „großen Bruder“ auf der anderen Seite des Atlantiks vollziehe, bis hin zur Souveränitätsabgabe an diesen. Tatsächlich wird jedoch gerade damit der nächste Akt der europäischen Tragödie vorbereitet.
Wie aber kann Europa aus dem Wiederholungszwang seiner Geschichte ausbrechen? Sicherlich wird dies nicht durch das politisch korrekte Abschneiden von Vergangenheitsbezügen und auch nicht durch die Übertragung der Selbstverantwortung auf einen fremden Akteur mit anderen Interessen möglich sein.
Damit Europa einerseits seiner Eigenverantwortung wieder gerecht werden und andererseits aus seiner Vergangenheit lernen kann, muss es sich zunächst seiner Geschichte in ihrer ganzen Ambivalenz stellen. Dazu gehört neben der Einsicht in die negativen Seiten dieser Geschichte unverzichtbar auch das Wissen um ihre positiven Seiten. Letztlich geht es also um die Fähigkeit, das Zugleich des Guten wie Schlechten zu akzeptieren, um das Gute erneut anzustreben und das Schlechte zu meiden. Und: Europa muss sich vor allem selbst verzeihen, um wieder handlungsfähig zu werden.
Die simultane Wahrnehmung des Guten wie Schlechten ist psychologisch das Allerschwierigste: Es ist einerseits viel leichter, alles zu verdrängen und sich selbst für unschuldig zu erklären. Und es ist andererseits ebenso leicht, sich für ganz und gar schuldig zu erklären und sich selbst abzulehnen. Schwierig ist es dagegen, die Spannung zwischen der Schuld und der Liebe zu sich selbst auszuhalten. Die postmoderne Ablehnung der eigenen Herkunft stellt in dieser Hinsicht eine Form der Verdrängung dar. Auf die heutige Situation übertragen bedeutet dies, dass die Anerkennung von Schuld mit der Anerkennung vergangener Leistungen verbunden werden muss, damit die Spannung zwischen diesen Polen in einen Gestaltungswillen überführt werden kann.
Wo liegen die Reichtümer und Schätze der europäischen Kultur, deren Bewusstmachung die eben beschriebene produktive Spannung herstellen könnte? Bereits zu Beginn dieser Analyse wurde erwähnt, dass die europäischen Künste ein besonderes Merkmal der europäischen Kultur darstellen. Dies liegt darin begründet, dass in den meisten Kulturen die Kunst im Dienst der Religion oder aber im Dienst der Repräsentation von Macht gestanden hat. Dies war auch in Europa lange Zeit der Fall, bis es in der Renaissance in den von relativer Unabhängigkeit geprägten Stadtstaaten Norditaliens zur Loslösung aus diesen Abhängigkeiten kommen konnte.
Durch die Entwicklung einer eigenen artistischen Sphäre, bestehend aus Künstlern, Sammlern, Mäzenen, Musikern, Lesern usw., konnte die europäische Kunst eigene ästhetische Kriterien hervorbringen und so die Freiheit erlangen, die Frage, „was es bedeute, ein Mensch zu sein“, in einer Tiefe zu verhandeln, die bis dahin einmalig war. Damit wurde die Kunst – gleichberechtigt neben Wissenschaft und Theologie – zu einer Erkenntnismacht. Sie konnte einerseits Maßstäbe des Menschseins ausdrücken und andererseits beeindruckende Künstlerpersönlichkeiten hervorbringen, die bis heute auch ein Maßstab für unsere Zukunft geblieben sind. Durch die sich über fünf Jahrhunderte erstreckende Existenz der autonomen europäischen Kunst sind wir auch in einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft noch fähig, Erfahrungen zu machen, die den Alltag und die Machtkämpfe, kurz: die „Naturseite“ unserer Existenz transzendieren, was wiederum enorme Konsequenzen für die von uns auch politisch vorstellbaren und damit einklagbaren Rechte besitzt. Die positive Seite der europäischen Kultur besteht somit darin, abseits der Religion einen kulturell wirksamen Transzendenzbezug erfahrbar gemacht zu haben, der den Menschen insgesamt erhebt, ihn mit seinen verborgenen Möglichkeiten konfrontiert und letztlich der gesamten Gesellschaft eine auf Freiheit und Utopie ausgerichtete Entwicklungstendenz zu vermitteln vermag.
Diese positive Seite der europäischen Kultur verschwindet nicht durch die Verbrechen des Imperialismus. Mehr noch, diese Seite der europäischen Kultur war immer schon dessen geheimer Gegenspieler. Genau deshalb ist es auch möglich, sich diese Seite unserer Kulturgeschichte erneut anzueignen, ohne die dunkle Seite auszublenden. Übertragen auf die heutige Situation bedeutet dies, dass Europa zu einer Korrektur und Erweiterung seiner Selbstwahrnehmung gelangen muss. Die im kollektiven Unbewussten heute verankerte Vorstellung, dass die gesamte europäische Kultur schuldbehaftet wäre und somit keinen Referenzpunkt mehr darstellen könne, ist falsch. Ebenso falsch ist die Vorstellung, dass die USA die positive Gegenmacht zur europäischen Schuldgeschichte darstellen würden: Gerade die USA, deren Gründung und Besiedlung von einem Genozid an den Ureinwohnern begleitet worden ist und die bis heute das einzige Land sind, welches Atombomben über Städten abgeworfen hat, sind mindestens genauso schuldverstrickt wie Europa. Europa muss wieder selbst die Verantwortung für seine Zukunft übernehmen und klar erkennen, welche Bereiche der amerikanischen Zukunftsplanung europäischen Zivilisationsstandards entsprechen und welche nicht.
In den letzten Jahrzehnten haben sich in der amerikanischen Wirtschaft starke Monopole herausgebildet: Die Vermögensgesellschafen Blackrock und Vanguard besitzen gegenseitig Anteile aneinander und bilden gemeinsam aufgrund ihrer Größe ein Monopol an den Finanzmärkten. Zusammen verwalten sie 16 000 Milliarden Dollar, eine Summe, neben der sogar der addierte Haushalt aller EU-Länder klein erscheint. Weitere Monopole sind im Bereich der Digitalkonzerne entstanden. Hier sind vor allem die amerikanischen Konzerne Alphabet (Google), Microsoft, Apple, Amazon und Meta (Facebook) zu nennen, die alle Monopolisten auf ihrem Gebiet sind. Zusammen kommen sie auf einen Börsenwert von fast 10 000 Milliarden Dollar. Bereits heute ist die Macht dieser Monopole so groß, dass selbst der amerikanische Staat zunehmend von ihnen abhängig wird. Schon jetzt speichern staatliche Konzerne ihre Informationen auf den Servern der Digitalkonzerne. Perspektivisch bildet sich in den USA ein Monopolkapitalismus heraus, im Zuge dessen viele Funktionen des Staates auf die Plattformen der Digitalkonzerne übertragen werden. Es ist somit nur noch eine Frage der Zeit, bis die amerikanischen Digitalkonzerne selbst der Staat sind, da Wirtschaft und Staat zu einer Einheit verschmelzen.
Dieses Zukunftsmodell eines Staates, der zu einer Fassade reduziert ist und im Grunde von Monopolen und ihren privaten Besitzern regiert wird, widerspricht dem geistigen Erbe Europas sowie seiner aus den Kämpfen der Arbeiterbewegung hervorgegangenen Sozialstruktur fundamental. Hinzu kommt, dass die Monopole des heutigen amerikanischen Kapitals bereits ihren Niederschlag in einem neuen Menschenbild gefunden haben: In den USA wird der sogenannte Transhumanismus, der im Verbund mit den Digitalkonzernen im Silicon Valley entstanden ist, immer einflussreicher.[2] Bereits jetzt sind politische Reformen wie z.B. die Restrukturierung des Gesundheitssektors, der Umgang mit der Coronakrise und die Durchsetzung von mRNA-Impfstoffen aus dem Hintergrund von der neuen transhumanistischen Ideologie beeinflusst. Dabei steht für die Anhänger dieser Ideen der Grundsatz im Vordergrund, dass sich der Mensch im 21. Jahrhundert an die Technik und nicht etwa die Technik an den Menschen anzupassen habe. Diese Auffassung resultiert aus der Technologiegläubigkeit der Anhänger des Transhumanismus, welche den „herkömmlichen“ Menschen als defizitäres Auslaufmodell betrachten. Man könnte den Transhumanismus als eine neue Sekte abtun, die die Heilserwartungen der Religion auf die Technik projiziert, doch leider ist diese Bewegung in den USA bereits jetzt zu mächtig und mit der Regierung zu stark vernetzt, um sich damit zu beruhigen.
Die transhumanistische Ideologie widerspricht den schmerzhaften Erfahrungen der europäischen Geschichte: Europa hat schon einmal erlebt, welche Unmenschlichkeiten möglich sind, wenn Wissenschaft in den Dienst der Politik gestellt wird. Auch die Rassentheorie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war bereits eine unheilvolle Mischung aus Wissenschaftsgläubigkeit und Religion. Wir in Europa wissen zudem um den Wert der humanistischen Tradition, die über mehrere Jahrhunderte hinweg positiv zur Entwicklung des europäischen Kontinents beigetragen hat. Daher kann die europäische Antwort auf die Entstehung einer technikgläubigen Sekte im Umfeld der Digitalkonzerne nur lauten, dass Europa seine humanistischen Traditionen als Gegenmodell zum Transhumanismus erneut wiederbelebt.
Die genannten Beispiele zeigen deutlich, dass die USA und die EU nicht nur auf verschiedenen Kontinenten zuhause sind, sondern auch von einer unterschiedlichen Geschichte, verschiedenen Erfahrungen und geistigen Traditionen bestimmt werden. Die Vorstellung der politischen Klasse der EU, sich durch Unterordnung unter den Willen Washingtons von historischer Schuld reinwaschen zu können, muss daher dringend mit einem Gegenentwurf konfrontiert werden. Das European Democracy Lab möchte hierzu einen Beitrag leisten und bittet um Ihre Unterstützung.
1 David Engels, Auf dem Weg ins Imperium – Die Krise der Europäischen Union und der Untergang der römischen Republik. Historische Parallelen, Berlin 2014, S. 35.
2 Thomas Wagner, Robokratie - Google, das Silocon Valley und der Mensch als Auslaufmodell, PapyRossa Verlag, Köln 2015
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